12 Am grossen Strom by Wallace Edgar

12 Am grossen Strom by Wallace Edgar

Autor:Wallace, Edgar [Wallace, Edgar]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2010-11-12T23:00:00+00:00


VII. Die kostbaren Dinge

Als den größten nationalen Schatz priesen die Inneren N'gombi die zwei kostbaren Dinge. Sie wurden unter einem großen flachen Stein im Bett eines kleinen Flusses aufbewahrt. Der Fluß durfte nur klein sein, weil die N'gombi einen Widerwillen gegen Wasser haben.

Mit vollem Namen hießen die kostbaren Dinge die großen, schönen, langen, glänzenden, todbringenden Klingen. Aber nur die eingeweihten Zauberdoktoren und weise Männer, die der Zaubersprache kundig waren, nannten ihren vollen Titel. Bei dem gewöhnlichen Volk hießen sie K'sara-K'sara, ,Die kostbaren Dinge‘. Wenn man sie aus ihrem Versteck ausgegraben und zu Hinrichtungen benutzt hatte (was stets ohne Wissen und Einverständnis des Amtmanns Sanders geschah), wurden sie wieder gereinigt, blank gerieben, in einen vertieften Tonbehälter gelegt und in den Saft der Gummibäume gebettet. Dann goß man noch mehr Gummi darüber, bis sie schließlich in einem großen, roten Block verschwanden, und brachte sie wieder in das geheime Versteck.

Die Vereinigten Staaten schickten eine anthropologische Studienkommission nach Afrika, und sie kam auch in das Gebiet des Großen Stroms. Sie bestand aus drei Gelehrten in mittleren Jahren und von liebenswürdigem Charakter.

Die britische Regierung tat alles, um ihnen ihre Aufgabe zu erleichtern, und die Beamten hatten nicht die mindeste Absicht, ihnen etwas vorzuenthalten.

Leutnant Tibbetts begleitete die Kommission auf ihrer Fahrt durch das Land, und eines Abends kamen sie mit der ,Zaire‘ zurück und hatten eine große Sammlung der verschiedensten Kuriositäten an Bord. Es waren Speere, Pfeile, Bogen, Waffen aller Art, Webereien von Eingeborenen, Töpferprodukte und Gebrauchsgegenstände. Am wertvollsten aber waren ihre wissenschaftlichen Aufzeichnungen über die Gesichtsmerkmale der einzelnen Stämme, die Schädelmessungen und die vielen fotografischen Aufnahmen.

Sanders gab der Kommission zu Ehren am Abend ein Essen. Es ging sehr fröhlich dabei zu, denn diese Wissenschaftler waren sehr natürliche Menschen und hörten gerne hübsche Geschichten und Spaße. Einer von ihnen war ein Tenor und erfreute die Gesellschaft durch seine schöne Stimme.

Später saßen sie noch bei Whisky-Soda zusammen.

„Bones war einfach unbezahlbar“, sagte Dr. Wade, der Leiter der Expedition. „Seine Angaben waren natürlich wissenschaftlich nicht ganz korrekt, aber er besitzt eine ungeheuer lebhafte Phantasie! Er hat uns unterwegs ausgezeichnet unterhalten.“

„Aber seien Sie doch gerecht, mein lieber Vetter von jenseits des Großen Ozeans“, protestierte Leutnant Tibbetts. „Seien Sie fair, mein alter George Washington. Wer hat Ihnen das Dorf der kahlköpfigen Männer gezeigt? Wer hat Sie zu der Stelle geführt, wo das nette, alte, grüne Krokodil seine bösen Eier legt? Wer hat Sie unter Gefahr seines netten, alten Lebens in die dunkle, finstere Buschmannhöhle geführt, in der bis jetzt noch nie oder doch nur selten der Fuß eines weißen Mannes geweilt hat, mein verehrter, alter Professor?“

„Das haben Sie allerdings getan“, entgegnete Mr. Wade und blies große Rauchwolken zur Decke empor. „Aber Sie haben uns auch drei Tage lang einen unzugänglichen Waldpfad entlanggeführt, obwohl wir denselben Weg auf der ,Zaire‘ hätten zurücklegen können.“

Bones ließ sich nicht im mindesten einschüchtern.

„Dann hätten Sie eben das Land nicht so genau kennengelernt, mein lieber, alter Anthropologe“, erwiderte er kühl.

„Und was Sie von dem grünen Krokodil erzählt haben, ist doch nur ein Märchen“, sagte Mr. Wade vorwurfsvoll. „Es gibt ja gar kein grünes Krokodil.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.